Taucheratemnot - Essoufflement

Taucheratemnot - Essoufflement

Es ist ein zunächst völlig entspannter Tauchgang. Die Buddy-Teams gleiten entlang der Riffkante hinab auf 34 Meter. Der Spot verspricht Großfischsichtung.

Und so ist es dann auch. Die Tauchergruppe entdeckt unweit des Drop-Offs eine Schule grauer Riffhaie, die ohne allzu viel Scheu in geringer Distanz ihre Runden ziehen. Während die Taucher begeistert dem Spektakel zusehen, drückt sie eine leichte Strömung unmerklich vom Riff weg. Nach wenigen Minuten stellen sie fest, dass es an der Zeit ist, zum Riff zurückzukehren.

Dirk und Mike sind ein eingespieltes Buddy-Team und sie haben schon einige Tauchgänge zusammen gemeistert.  Dirk ist der fittere von beiden, und so ist es keine Überraschung, dass er die Strecke unter Wasser mühelos meistert. Mike, der unmittelbar hinter Dirk gestartet ist, bemerkt, wie sich die Distanz zu seinem Buddy kontinuierlich vergrößert. Er strampelt, was das Zeug hält, kann die Distanz zu seinem Tauchpartner aber nicht verringern. Zu allem Übel lässt Dirk seinen Buddy außer Acht und bemerkt nicht die aufsteigende Angst bei Mike.

Mike’s Brustkorb schnürt sich zu. Und obwohl er Luft durch den Atemregler atmen kann, hat er das panische Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen. Sein Atem wird immer hektischer und flacher und er läuft Gefahr in Panik zu verfallen – es droht ein unkontrollierter Notaufstieg.

Die Ursache

Die Taucher-Atemnot, die auch Essoufflement genannt wird, ist der Grund für diese gefährliche Form der Atemnot. Die physikalische Erklärung dieses Effektes liegt in der Strömungseigenschaft von Gasen (hier: Der Atemluft) unter veränderten Druckverhältnissen. Kurz gesagt entsteht durch falsche – hektische – Atmung  (Hechelatmung) unter hohem Druck ein erhöhter Atemwiderstand, der zu einer schleichenden Kohlendioxid-Sättigung im Blut des Betroffenen führen kann, da dem Körper nicht genügend Sauerstoff zugeführt wird.  Dies führt letztlich zu der Taucher-Atemnot.

Was ist im Ernstfall zu tun?

Tritt die Taucher-Atemnot ein, sollte sofort der Buddy auf die Situation aufmerksam gemacht werden. Es gilt dann, möglichst Ruhe bewahren und alle Anstrengungen einzustellen.

Wichtig ist, dass der betroffene Taucher die Atmung wieder unter Kontrolle bringt und ruhige und tiefe Atemzüge macht. Ebenso wichtig ist es, dass der Buddy auf den betroffenen Taucher beruhigend einwirkt – unter Umständen ist es hilfreich, wenn dieser dem in Atemnot geratenen Kollegen die richtige Atemtechnik „vormacht“.  Dabei sollte der unterstützende Buddy den Blickkontakt zu seinem Buddy aufrechthalten. Sobald die größten Stressfaktoren abgebaut sind und sich der betroffene Taucher wieder beruhigt hat, kann das Buddy-Team dann langsam austauchen.

Ein verlässlicher Buddy ist die wichtigste Stütze

Da der Taucher in der Stresssituation extrem flach und hechelnd geatmet hat, ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass die Tauchflasche nur noch wenig Luft aufweist. Der helfende Buddy sollte dies im Hinterkopf behalten, damit er gegebenenfalls den anderen Taucher über seinem Oktopus mit Atemluft versorgen kann.

Mögliche Ursachen

Zahlreiche Faktoren können den geschilderten Zustand hervorrufen oder begünstigen.
Eine Hauptursache ist sicherlich das ungewohnte Medium Wasser und zudem die Tiefe, in der sich der Taucher zwangsläufig aufhält.

Hier ein kurzer Überblick über die beeinflussenden Faktoren:

  1. Tauchtiefe: Abhilfe durch Auftauchen in flachere Bereiche
  2. Strömung und die damit einhergehenden Anstrengungen
  3. Physische Konstitution, allgemeiner Trainingszustand
  4. Atemwegserkrankungen: Asthma, Allergie, Erkältung, sonstige Beeinträchtigung
  5. Zuviel Blei (–> siehe auch Tarierung)
  6. Zu enger Tauchanzug, Kopfhaube, Brustgurte
  7. Klaustrophobie, Angst
  8. Zigaretten- und Alkoholkonsum
  9. Müdigkeit und Kälte

Vorbeugung

Ein generelles Vorbeugen ist grundsätzlich nicht möglich, da die Faktoren, die die beschriebene Atemnot hervorrufen können, unterschiedlichster Natur sind – oft ist es auch ein Zusammenwirken mehrerer Faktoren, die dazu führen können. Es empfiehlt sich jedoch, die oben beschriebenen Punkte als eine Art Checkliste vor dem Tauchgang durchzugehen. Insbesondere was die Ausrüstung angeht, sollte geprüft werden, ob diese nicht zu eng am Körper anliegt, sodass genügend Bewegungsfreiheit besteht. Ebenso ist darauf zu achten, dass die Ausrüstung – insbesondere der Atemregler – regelmäßig gewartet wird.

Ein guter Trainingszustand ist beim Tauchen unerlässlich, obwohl diese Tatsache gerne vernachlässigt wird.  Zur physischen Konstitution gehört ebenfalls ein guter Gesundheitszustand. Daher ist es auch besonders wichtig, regelmäßig eine Tauchtauglichkeitsuntersuchung von einem zertifizierten Arzt (Infos zu Tauchärzten: www.gtuem.org) vor Antritt des Tauchurlaubes durchführen zu lassen.

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