Zypern - Wrack der Zenobia

Zypern - Wrack der Zenobia

Die Zenobia, die unweit der zypriotischen Küste vor Larnaka liegt, ist ein Wrack der Superlative. Mit ihren 172 Metern Länge zählt sie zu den Giganten unter den Wracks.

Die schwedische RoRo-Fähre, die ironischerweise auf der Jungfernfahrt von der Werft in Schweden zu ihrem Bestimmungsort in Syrien sank, ist das größte im Mittelmeer liegende Schiffswrack und zählt zu den bedeutendsten Wracks weltweit.

Fakten & Theorien

Die 172 Meter messende Roll-on-Roll-off-Fähre befand sich auf ihrer ersten Fahrt und war auf dem Weg nach Syrien, als sie unweit der zypriotischen Hafenstadt Larnaka aufgrund eines technischen Defektes im Juni  1980 sank.
Laut verschiedener Quellen soll das computergesteuerte Ballastsystem die ladungsbedingte Neigung des Schiffes nicht ausgeglichen haben, was dazu führte, dass das Schiff sank. Eine andere unbestätigte Theorie deutet auf menschliches Versagen hin: Nach einem Manövrierfehler geriet das Schiff angeblich in Schieflage, die die Crew mittels Umstellung auf manuelle Steuerung des Ballastsystems versuchte zu korrigieren, was aber mißlang.

Ihre aus 104 LKW-Zugmaschinen und Hängern  bestehende Ladung riss die Zenobia mit sich auf den Meeresgrund, nachdem man mehrere Tage vergeblich versucht hatte, die Fähre vor dem Sinken zu bewahren. Von den Passagieren und der Crew kam glücklicherweise niemand zu Schaden.

Zeitweise war das Tauchen am Wrack verboten worden, nachdem es zu einem tödlichen Unfall im Wrack gekommen war – seit einiger Zeit ist das Wrack wieder für Taucher freigegeben.

Anfahrt zur Zenobia

Von der zypriotischen Hafenstadt Larnaka erreicht man den Tauchspot in etwas mehr als einer halben Stunde Fahrt. Knapp 1500 Meter von der Marina entfernt, erwartet uns der nautische Riese unter der Wasseroberfläche.

Von Lanarca geht es mit dem Safariboot zur Zenobia
Mit dem Tauchboot zur Zenobia

Auf dem vollen Deck unseres Tauchbootes geht es ein wenig hektisch zu, als die Teilnehmer des Tauchgangs ihre Ausrüstung montieren. Kurze Zeit später werden die Tauchgruppen eingeteilt und ein kurzes Briefing abgehalten.

Die Zenobia liegt in einer Tiefe von 42 Metern und ragt bis zu 16 Metern unter der Wasseroberfläche empor und so kann man von Deck des Tauchbootes aus bereits die Umrisse des großen Wracks ausmachen. Es besteht die begründete Hoffnung, dass die Sichtverhältnisse am frühen Morgen noch optimal sind. Oftmals herrschen hervorragende Sichtweiten von bis zu 50 Metern vor.

Ein zuvor absolvierter Tauchgang, den wir mit der freundlichen Crew von Werner Lau’s Tauchbasis nahe Alaminos absolvieren durften, bescherte uns fantastische Sichtweiten von über 30 Metern.

Der Tauchgang

Nachdem die Gruppen von der Crew eingeteilt wurden, springen wir seitlich vom Deck unseres Tauchboots ins Wasser und tauchen ab bis auf die oberste „Plattform“ auf 16 Meter: Das Boot hat sich am Meeresgrund zur Backbordseite geneigt und so tarieren wir uns oberhalb des steuerbordseitigen Schiffsrumpfes aus. Nach einem kurzen Check und dem obligatorischen OK beginnt nun der eigentliche Erkundungstauchgang.
Bereits beim Abtauchen werden die beeindruckenden Abmessungen des Schiffes deutlich: Wir erkennen die hohe Bordwand, die sich lateral bis weit über das Sichtfeld unserer Augen hin erstreckt.

Zweibindenbrassen umgeben die Taucher
Zweibindenbrassen umgeben die Taucher

In der Nähe des Wracks begegnen uns die ersten kleinen Fischschwärme: Zweibindenbrassen (Diplodus vulgaris) ziehen in kleinen Formationen am Wrack vorüber. In sicherer Entfernung zu den Tauchern steht ein kleiner Schwarm Jungbarrakudas im Freiwasser. Und überall am Wrack sind kleine Mittelmeer-Fahnenbarsche zu entdecken, die das Wrack zu ihrer Heimat erkoren haben.
Wir tauchen weiter in Richtung Heck des Schiffs und begegnen auf unserem Weg einigen scheuen Zackenbarschen. Von dort aus  hangeln wir uns an Schiffsaufbauten entlang und passieren die beiden großen Schiffsschornsteine, die stromlinienförmig an den Seiten des Schiffes verbaut wurden. Dann umrunden wir die großen Laderampen der Zenobia und steuern auf die riesigen Propeller zu.

Junge Barrakudas am Wrack
Junge Barrakudas am Wrack

Wir gleiten über das Ruderblatt hinweg und überqueren die steuerbordseitige Schiffschraube, deren Ausmaße uns nun aus der Nähe deutlich werden. Wir tauchen zurück auf ein in der Nähe befindliches Deck und stoßen dort auf einen der zahlreichen LKWs, als uns unser Guide dazu anhält, höher zu tauchen.

Wieder erreichen wir die zur Wasseroberfläche geneigte Schiffsseite und tauchen über ihr entlang Richtung Bug. In unseren 12 Liter Stahltanks befindet sich noch genug Luft und wir steuern nun in Richtung Kommandostands des havarierten Schiffes – die Brücke soll unser letztes Highlight bei diesem Tauchgang sein. Nach einigen Minuten erreichen wir die Reling, die sich um die Brücke zieht und entdecken die seitlichen massiven Fenster der Brücke, von denen nur noch die leeren Öffnungen übrig sind.

Blick von der Brücke Richtung Heck

Ein wenig später „bricht“ der Brückenaufbau unter uns weg und von hier aus sind die großen frontalen Sichtfenster zu erkennen. Wir tauchen etwa auf Brückenhälfte hinab um einen Blick in das Innere des Kommandostands zu werfen. Als wir uns sattgesehen haben, tauchen wir wieder an der Vorderseite der Brücke hoch und treten nun langsam den Rückweg an in Richtung Einstiegspunkt, wo wir unseren Sicherheits-Stopp „absolvieren“ wollen. Noch einmal erstreckt sich die Größe des Schiffes vor uns: Von der Brücke aus erhält man nochmal eine Vorstellung von den Ausmaßen der Zenobia.

Allmählich tauchen wir in Richtung Wasseroberfläche und entdecken unter uns die Rettungsboote, die aus ihren Halterungen gerissen wurden.

Weiter unten ziehen zwei Taucher mit ihren Unterwasser-Scootern vorbei, als wir langsam die 5-Meter-Marke erreichen und hier unseren Sicherheits-Stopp einleiten.

Wir hätten definitiv noch länger bleiben können, aber die Nullzeiten unserer Computer besagen etwas anderes.

Fazit

Die Rettungsboote wurden aus ihren Halterungen gerissen
Unterwasserscooter unterhalb der Rettungsboote

Tolles Wrack, das eine Reise nach Zypern schon alleine deswegen unbedingt lohnt. Es gibt irrsinnig viel zu erkunden. Auch wir haben nur einen Bruchteil der Möglichkeiten in der Kürze der Zeit entdecken können.

Wer kann, der sollte mit Nitrox tauchen, da dies längere Grundzeiten ermöglicht und man so sicher einige Zeit in größeren Tiefen aufhalten kann. Das Betauchen des Inneren des Schiffes sollte nur besonders erfahrenen bzw. spezialisierten Tauchern vorbehalten bleiben. Es gibt viele Decks und Räume, in denen man schnell die Orientierung verlieren kann. Andere Bereiche wie beispielsweise der Maschinenraum sind zudem noch tief gelegen und besonders eng, was zusätzliche Risiken für Leib und Leben mit sich bringt – daher nur für Profis geeignet und im Idealfall mit geeigneten Guide zu betauchen.

Wer davon absieht, Tauchgänge ins Innere des Schiffes zu wagen, findet einfache bis mittelschwere Tauchbedingungen vor, die es den meisten Tauchern mit ein wenig Erfahrung ermöglichen, dieses spannende Wrack zu betauchen.

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