10 Tipps für sicheres Haitauchen

10 Tipps für sicheres Haitauchen

Haitauchen – so aufregend wie kaum ein anderes Erlebnis unter Wasser. Ein bisschen Gänsehaut ist immer dabei, wenn man den Top Prädatoren der Unterwasserwelt von Angesicht zu Angesicht begegnet.

Geschärfte Sinne, eine ideal an die Bedürfnisse unter Wasser angepasste Morphologie verhelfen dem Hai zu einer Überlegenheit, die den Knorpelfisch während einer Evolutionszeit von über 400 Millionen Jahren zu einem der erfolgreichsten Raubtiere im Ozean haben werden lassen.

Von kaum einem anderen Tier unter Wasser geht eine derart große Faszination aus – kaum ein Tauchgang ist vergleichbar spannend wie ein Tauchgang mit Haien.

Wider Erwarten geht von den Tieren in der Regel keine große Gefahr aus. Doch es sind und bleiben wilde Raubtiere. Für sicheres Tauchen mit Haien gilt es, ein paar wichtige Dinge im Auge zu behalten.

1. Immer wachsam bleiben

Wer mit Haien taucht, sollte sich dessen immer bewusst sein: Du bewegst Dich im Revier eines wilden Raubtieres und solltest den Räuber stets im Blick behalten, um nicht im Zweifelsfall von einem Hai überrascht zu werden. In seltenen Fällen betrachten Haie einen Taucher als Beutekonkurrenten und es kann zu einem „Rempler“ oder ähnlichem aggressiven Verhalten kommen.

2. Hektische Bewegungen vermeiden

Dieser Hinweis ist generell zu beachten. Mit hektischen, vermeintlich unkontrolliert wirkenden Bewegungen (ok, herzhaft gelacht! Wir sind Taucher in einem fremden Medium, was soll da kontrolliert wirken! Anm. d. Autors) assoziiert der Hai im Zweifelsfall ein panisches Beutetier, das möglicherweise verwundet ist und eine leichte Beute darstellt.

Tritt der seltene Fall auf, dass ein Hai unruhig wird, ungewöhnliches Schwimmverhalten an den Tag legt und einen Taucher möglicherweise umkreist, gilt es, zunächst Ruhe zu bewahren. Wenn Du ein derartiges Verhalten bei einem Hai beobachtest, gehe vorsichtig auf Distanz. Wahrscheinlich will der Hai signalisieren, dass er Dich als vermeintlichen Eindringling in seinem Revier nicht duldet – eher unwahrscheinlich aber nicht ausgeschlossen ist die Annahme der direkten Verwechslung mit einem Beutetier.

Dennoch: Hektische Bewegungen können bei dem Tier falsche Assoziationen wecken und hektische/panische Fluchtbewegungen durchaus ein Nachsetzen des Tieres – im schlimmsten Fall einen Angriff – auslösen.

3. Sicher in der Gruppe

Beutetiere suchen oftmals den Schutz in der großen Gruppen.

Haie sind Opportunisten. Sie greifen sich einzelne Tiere aus der Menge heraus, die einen geschwächten oder verletzten Eindruck machen. Geht man vom typischen Schwarmverhalten vieler Beutefische aus, nutzen diese gezielt die Formation des Schwarms als Schutzmechanismus: Zu unübersichtlich ist ein derartiger Schwarm, der mitunter abertausende Fische zählt – der einzelne Beutefisch geht in der schützenden Menge unter und die statistische Wahrscheinlichkeit, dem Angriff eines Hais zum Opfer zu fallen, sinkt deutlich.Unter Experten herrscht die Annahme, dass auch eher derjenige Taucher die erhöhte Aufmerksamkeit eines Hais auf sich zieht, der abseits der Gruppe taucht.

Für den Hai bedeutet das grundsätzlich ein geringeres Risiko – wobei man nicht davon ausgehen sollte, dass Haie sich gezielt menschliche Beute aussuchen. Eigentlich ist genau das Gegenteil der Fall; Haie gab es schon lange bevor unsere Vorfahren lernten, sich im aufrechten Gang fortzubewegen.

Im Umkehrschluss bedeutet das, dass wir niemals in das Beuteschema eines weit entwickelten Raubtieres wie dem Hai passen, zumal wir uns generell an Land und nicht im Ozean bewegen, wo die Jagdgebiete der Haie liegen.

4. Angelplätze und Speerfischer meiden

Wo Fische geangelt und bejagt werden, solltest Du einen Haitauchgang vermeiden. Fischblut, Schuppen und zappelnde Bewegungen eines verletzten Fisches sind für Haie unwiderstehliche Signale auf leichte Beute. Als Taucher stellst Du Dich einem Hai auf der Suche nach Beute besser nicht in den Weg – der eigenen Sicherheit zu Liebe.

Wo mit Köderboxen Haie angelockt werden sollen, solltest Du sicheren Abstand zur Box wahren – auch hier gilt die Devise: Dem Hai die Beute nicht streitig machen.

 

5. Nicht in der Dämmerung tauchen – trübe Sicht in haireichen Gewässern meiden

Viele Haiarten gehen im Schutz der Dämmerung auf Streifzüge. Die schlechten Sichtverhältnisse verschaffen ihnen einen entscheidenden Vorteil bei der Jagd: Sie können unsichtbar bleiben bis kurz vor dem Angriff und unauffällig auf den geeigneten Moment lauern.

Das gleiche gilt für zahlreiche Haiarten, die bevorzugt in trüben Gewässern jagen. Ihre angepassten Sinne verschaffen ihnen gegenüber ihren Beutetieren einen enormen Vorsprung. Auch bei schlechter Sicht sehen sie noch hervorragend, zudem riechen sie ihre Beute über weite Distanzen und nehmen über das Seitenlinienorgan Veränderungen der Druckverhältnisse im umgebenden Medium Wasser wahr, die ihnen bei der Positionierung ihrer Beute helfen.

Von den ausgefeilten Elektrosensoren im Kopfbereich ganz zu schweigen: Die sogenannten lorenzinischen Ampullen bilden ein Organ, mit dessen Hilfe Haie die elektrischen Impulse der Nervenbahnen von Fischen und Säugetieren wahrnehmen können.

6. Dunkle Farben tragen, blinkende Gegenstände wie Schmuck vermeiden

Haie reagieren auf starke Kontraste. Zwar geht die Wissenschaft davon aus, dass die meisten Haie farbenblind sind. Doch reagieren sie auf starke Kontraste. Auch blinkende Gegenstände wie Schmuck und metallene Ausrüstungsteile ziehen die Aufmerksamkeit der Haie auf sich. Das Blinken, so vermutet man, kann ein Hai mit schwimmenden Fischschuppen verwechseln. Für den Hai sind im Wasser treibende Schuppen ein sicherer Hinweis auf einen verletzten Fisch.

7. Haie nicht bedrängen

Eine Regel, die eigentlich selbstverständlich ist, doch immer wieder kommt es zu Situationen, in denen Taucher Haie allzu zudringlich anschwimmen. Die Tiere können das menschliche Verhalten als mögliche Bedrohung missverstehen und natürliche Abwehrreaktionen zeigen.

Auch bei Haien, die sich in Höhlensystem aufhalten, ist Vorsicht angebracht. Auch ein vermeintlich harmloser Hai kann leicht in Angriffslaune verfallen, sieht er sich bedroht.

8. Fotografen und Videografen

Wie schon im Vorfeld angesprochen: Der Hai verfügt über eine hoch entwickelte Sensorik, die mitunter elektrische Spannungen wahrnehmen kann. Taucher, die wie Fotografen und Videografen stromführende Ausrüstung mit sich tragen, sind prädestiniert, die Aufmerksamkeit von Haien auf sich zu ziehen.

Nicht selten gehen die Haie dann auf Tuchfühlung mit Kamera- und Blitzgehäusen. Hier gilt es, Ruhe zu bewahren und im Zweifelsfall alle Geräte abzuschalten. Die nächste Gelegenheit für die optimale Aufnahme kommt garantiert und die eigene Unversehrtheit sowie die des teuren Kameraequipments ist wichtiger als jede noch so gelungene Aufnahme.

9. Haitauchgang möglichst am Riff beenden

Wenn es sich ermöglicht, solltest Du den Tauchgang immer mit dem Rücken zum schützenden Riff beenden. Es ist einfacher, das Umfeld im Auge zu behalten, wenn Du rücklings von einer Riffwand geschützt bist. Im Freiwasser ist es schon schwer genug, die Orientierung zu wahren – geschweige denn einen Hai frühzeitig zu erkennen.

10. Im Zweifelsfall abbrechen

In allen Fällen geht Deine eigene Sicherheit vor. Fühlst Du Dich in einer bestimmten Situation nicht wohl, darfst Du Dich über Gruppenzwänge und eigene Scham getrost hinwegsetzen: Unbehagen beim Tauchen ist nie ein guter Berater und noch weniger bei anspruchsvollen und aufregenden Tauchgängen wie Haitauchgängen. Das Signal für den Abbruch des Tauchganges sollte jeder beherrschen – und verantwortungsbewusst wie wir alle beim Tauchen sind, machst auch Du gegebenenfalls Deinem Buddy als auch dem Guide mittels Zeichen unmissverständlich klar, dass Du den  Tauchgang abbrechen möchtest.

Safety first, Sicherheit vor allem anderen!

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