Müllstrudel im Ozean

Müllstrudel im Ozean

Während die Regierungen der Welt von einem Klima- und Umweltgipfel zum nächsten taumeln, nehmen die Schäden an Mutter Natur ungeahnte Ausmaße an. In den Ozeanen wachsen gigantische Müllstrudel.

Da überzeugen müde und wenig ernst gemeinte Bekenntnisse hinsichtlich einer möglichen Verringerung der Treibhausgase nicht mal den Tropfen, den Sprung auf den heißen Stein zu wagen. Mit ähnlicher Ignoranz und Gleichgültigkeit wie dem drängenden Thema Klimawandel begegnen die Weltregierungen anderen Umweltproblematiken, die uns auf Dauer ein Überleben auf diesem Planeten schwer machen werden.

Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass unbeachtet von Regierungen und Weltöffentlichkeit gigantische Müllstrudel aus den Abfällen unserer Zivilisation aus aller Herren Länder un unseren Ozeanen heranwachsen. Seit über 60 Jahren wächst eines der Plastikungetüme im Pazifischen Ozean – Dank der Menschheit ungebremsten Freude an Kunststoffen – und hat inzwischen bereits nach Einschätzung von Wissenschaftlern die Ausmaße zweier texanischer Bundesstaaten – und das ist nur einer von 5 bekannten großen Müllstrudeln weltweit.

icht einer, nicht zwei, nicht drei, nein…. 5 Müllstrudel verteilen sich inzwischen über die Ozeane des Planeten – derer kennen wir ja seit dem Schulunterricht wie viele? Richtig – sieben Ozeane zählen wir.

Na, da haben wir ja noch zwei Ozeane, in denen noch Platz ist!

Die Ignoranz, mit der die Menschheit diesen Phänomenen begegnet, könnte vermuten lassen, dass dies unser Mantra im Bezug auf die Lösung von Müll- und anderen Umweltproblemen ist.
Hoffen wir es nicht.

Wie kommt es zu diesem Strudel?

Die verschiedenen Meeresströmungen, die den Pazifik speisen, treffen an bestimmten Stellen des Ozeans zusammen und bilden hier aufgrund der mitgeführten „Ballaststoffe“  einen Plastik-Mahlstrom, der an Toxinen so ziemlich alles mitführt, was die Kunststoff-Industrie aufzubieten hat.

Große Teile dieses Müllstroms oder die Bestandteile darin stammen klassisch aus unserem Hausmüll. Der Plastik-Pro-Kopf-Verbrauch steigt kontinuierilch. Ironisch, wenn ausgezeichnete BIO-Produkte eingeschweißt in dicken Plastikhüllen verpackt verkauft werden.

Neuer Studien führen auch die industrielle Fischerei als großen Feind des Ozeans an. Nicht nur Überfischung, der Einsatz von kilometerlangen Treibnetzen und Langleinen bedrohen den Lebensraum Ozean nachhaltig sondern auch unachtsam weggeworfene oder verloren gegangene Fischernetze bedrohen seit jüngster Zeit die Weltmeere auf massive Weise. In sogenannten „Geisternetzen“ verenden Wale, Delfine, Haie, Robben, Meeresschildkröten. Auch gekappte oder abgerissene Taue stellen eine große Bedrohung des maritimen Lebens dar.

Giftiger Cocktail

Nicht nur für Meeresbewohner ist der Strudel lebensbedrohlich – vielfach verenden Fische und Meeresschildkröten in dahintreibenden, verloren gegangenen Fischernetzen ebenso wie Meeressäuger in Form von Delfinen und Walen. Sixpack Tragehalterungen aus Kunststoff eigenen sich als hervorragende Strangulationswerkzeuge für Meereslebewesen und Meeresvögel. Andere Tiere verenden an durch Plastiktüten verstopften Mägen.

Das Perfide ist jedoch die Tatsache, dass die durch die mechanische Einwirkung des Strudels zu kleinen Rückständen zermahlenen Plastikteile über die Nahrung aufgenommen werden und so dauerhaft zu Vergiftungen führen. Die die giftigen Mikropartikel verzehrenden Tiere lagern die darin enthaltenen Giftstoffe in ihrem Körper ein und so wandern die Toxine die Nahrungskette weiter nach oben.

Gerade für uns Menschen, die wir als Spitze der Nahrungskette in Sachen Nahrung vom Ozean profitieren, sollte dies ein Aspekt sein, der uns zum Umdenken bewegt.
Aber frei nach dem Motto „Wo kein Kläger da kein Richter“ fühlt sich keine Regierung verantwortlich und so überlässt man alles lieber seinem natürlichen Gang, während man sich bei Wirtschaftsgipfeln väterlich die Rücken tätschelt und sich gegenseitig zum Schulterschluss gegen die Weltwirtschaftskrise gratuliert – die wirtschaftlichen Folgen einer globalen Umweltkatastrophe konsequent ignorierend.

Sinnlose Verschwendung von Rohstoffen?

Angesichts dieser gigantischen Menge an recyclingfähigem Material mag die Frage gestattet sein, warum noch niemand auf die Idee gekommen ist, den Plastikmüll abzuernten. Ob man daraus hochwertige Kunststoffe erzeugen kann, sei den Recycling-Profis überlassen. Und wenn dann auch genügend Parkbänke und Dixie-Klos für die Welt aus recyceltem Kunststoffgranulat produziert wurden,  so könnte der Plastikschrott noch immer als Brennmaterial in modernen Kraftwerken oder Verbrennungsöfen verfeuert werden.


Wo pakistanische und indische Billigarbeiter in ihren Heimatländern Schiffswracks per Hand zerlegen, wo afrikanische Kinder europäischen Elektronikschrott unter Einsatz ihrer Gesundheit am offenen Feuer abfackeln, um an begehrte Rohstoffe wie Kupfer und andere Metalle zu gelangen, da muss es doch auch jemanden geben, der die ungeahnten wirtschaftlichen Möglichkeiten dieser ozeanischen Plastikhölle ausbeuten möchte – man möge mir den Sarkasmus verzeihen.

Nein, es sind natürlich nicht die Dritte-Welt-Nationen, an die ein Appell gehen muss, sondern wie immer die wohlhabenden Industrienationen, die in Relation gesehen die Hauptverantwortung tragen. Zwar haben auch die Schwellenländer und die Tigerstaaten dieser Welt, den zweifelhaften Nutzen und Ruhm des Kunststoffs entdeckt und huldigem diesem Götzen der Moderne voller Hingabe: Wie erschreckend war es, beim letzten Thailandaufenthalt festzustellen, dass das gute alte Bananenblatt als sinnvolles wie ökologisch unbedenkliches Verpackungsmittel zugunsten unseres universellen Plastiks gänzlich abgedankt hatte.

Man wird geradezu überschwemmt mit Plastiktüten jeglicher Stärke und Form, selbst an den noch immer existenten Garküchen, die sich zumindest noch gegen Mc Donald’s & Co. behaupten können, wird das Kurzgebratene wie auch die Soße und die Sättigungsbeilage in dünne Plastiktüten eingewickelt – alles sauber voneinander getrennt, versteht sich.

Auch die hoch geschätzte Styroporverpackung darf sich eines großen Revivals erfreuen. Aber wer will hier den moralischen Stein zuerst werfen – uns Industrienationen fällt es sicher leicht, mahnend den Zeigefinger gen Entwicklungs- und Schwellenländer zu erheben.

Wie schon eingangs erwähnt: Auch wir tragen unsere immensen Teil zur Misere bei in Form auf steigenden Plastikkonsum von dem wir – sicher – einen Großteil zur Beruhigung unseres ökologisch geprägten Gewissens in abgasgereinigten Müllverbrennungsanlagen entsorgen – alles politisch korrekt, versteht sich.

Sicherlich der falsche Weg, die Schuld für die gigantischen Müllstrudel bei anderen zu suchen, denn bei uns lässt sich auch sicherlich viel verändern. Grüner Punkt und ähnlich fragwürdige Institutionen, deren tatsächliche Absichten sicher keiner mehr hinterfragen muss, sei Dank.

Wer sich fragt, was wir denn gegen all den Plastikmüll unternehmen können, dem sei angeraten, mal beim nächsten Einkauf im Supermarkt die Verpackungsorgie im Ladenregal näher in Augenschein nehmen und möglicherweise ein wenig bewusster einzukaufen.

Und es gibt hoffnungsvolle Projekte: Überall in Deutschland finden sich mehr und mehr kleinere Projekte, die sich der Müllvermeidung gewidmet haben. „Verpackungsfrei“ entwickelt sich derzeit zum noch „geheimen“ Trend und ein junger Niederländer mit dem Namen Boyan Slat hat sich zum Ziel gesetzt, den großen Müllstrudel dieser Welt mit seinem Projekt „OceanCleanup“ zu Leibe zu rücken.

Slat hat in Kürze vor, den ersten Piloten auf den Weg zu bringen – ein riesiger 600 Meter langer u-förmiger Schlauch, der den an Oberfläche treibenden Plastikmüll sammeln soll. Ein weitere Tropfen auf den heißen Stein vielleicht, aber ein guter und mutiger Versuch, der von vielen Zweiflern bereits vor Start des Projekts zerrissen wird. Meerestiere könnten sich in der Konstruktion verfangen und verenden, unken zahlreiche Kritiker.

Hoffen wir, dass Boyan Slat nicht den Wind aus den Segeln nehmen lässt und mit kleineren Rückschlägen umzugehen weiß. Wo die Weltpolitik scheitert und sich scheut, neue Wege einzuschlagen, braucht es Visionäre wie den jungen Niederländer mit den großen idealistischen Plänen.

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