Sudan - Sanganeb Süd

Sudan - Sanganeb Süd

Schon beim Ansteuern des Riffes bemerken wir, dass der Tauchplatz etwas Besonderes ist.

Das breit ausladende Riffdach ziert ein von den Engländern erbauter Leuchtturm, der sich eindrucksvoll in die Szenerie eingliedert. Der Seegang am südlichen Teil des Riffes ist relativ heftig und bis wir endlich da sind, wird das gut motorisierte Dinghie des Tauchbootes kräftig durchgeschüttelt, auch wenn der Bootsführer die hohen Brecher sanft anfährt.

Nach einer schnellen Rückversicherung der Guides und einem schnellen letzten Ausrüstungscheck, lassen wir uns alle per Rückwärtsrolle ins Wasser fallen und tauchen direkt ab, da uns die Dünung ansonsten zu schnell gegen das Riff treiben würde.

Erst Suppe, dann Sicht

Die ersten Meter unter Wasser ist die Sicht schlichtweg nicht vorhanden – die Gischt der Brandung

Üppige Farbenpracht am Südplateau – bunte Hart- und Weichkorallen durchmischen sich.

färbt das Wasser milchig-trüb – Spannung und die Erwartung steigen gleichermaßen:  Was uns wohl  unterhalb der Eintrübung des Wassers erwartet? Diese Frage scheint uns allen auf den stummen Lippen zu liegen.

„Es werde Sicht!“

Und auf einmal ist alles klar: So plötzlich wie der milchige Vorhang aufreißt, so plötzlich springen uns auch die Eindrücke der großartigen Unterwasserlandschaft geradezu an. Wir sind an der Riffkante entlang zügig abgetaucht und nun, da wir wieder uneingeschränkt sehen können, können wir erkennen, dass wir gemächlich auf die Oberfläche des Plateaus „zufallen“.

Ein Meer der Farben

Der Bewuchs ist unbeschreiblich schön: Intakte Hart- und Weichkorallen wohin das Auge reicht. Die zahlreichen, mächtigen hoch aufragenden, Korallenblöcke bilden einen scharfen Kontrast zur ebenen Oberfläche des Plateaus.

Nach Süden und Osten hin fällt das Plateau sanft ab, bis es an der äußeren Riffkante abrupt endet und danach steil ins Unendliche abfällt. Überall wimmelt es nur so von Leben – das Sichtfeld der Tauchmaske lässt nur einen äußerst beschränkten Ausblick auf das bunte Treiben hier am Riff zu.

Barrakudas, wohin das Auge blickt

Ich wende meinen Kopf nach links und komme aus dem Staunen nicht mehr heraus: Von der Wasseroberfläche senkt sich ein riesiger Schwarm Barrakudas wie ein Vorhang zu uns herab.
Um wie viele Tiere es genau handeln mag, ist kaum einzuschätzen – es müssen hunderte sein. Aufgereiht wie an einer Perlenschnur ziehen sie langsam an unseren Augen vorbei – was für ein fantastischer Anblick.

Während ich mich noch an den Tieren satt sehe, gleitet an mir großer unförmiger Fisch mit buckligen Kopf vorbei. Die Bewegung des Tieres habe ich nur aus dem Augenwinkel gesehen und als ich genauer hinsehe, entdecke ich, dass es sich um einen großen Buckelkopfpapageifisch handelt.

Als ob er von der gegenwärtigen Hauptattraktion – dem Barrakudaschwarm – ablenken will, steuert das Tier auf mich zu und zieht ganz nah an mir vorbei. Ich folge ihm mit meinem Blick in die

Ein wirklich schräger Vogel: Der Buckelkopfpapageienfisch.

Richtung in die er entschwindet und zu meiner großen Überraschung stelle ich fest, dass der skurrile Fisch zu seinem eigenen Schwarm zurückgeschwommen ist: In der Ferne mache ich an die 50 dieser seltsame Meeresbewohner aus – selbst bei einer früheren Tauchsafari in Indonesien hatte ich bei einem Tauchgang bei Komodo eine kleine Gruppe mit 3 Erwachsenen und 3 Jungtieren gesehen.

Das hatte mich schon schwer begeistert – die Superlative sollte wenig später im Roten Meer im Sudan folgen. Ein zweites Mal Sattsehen, mein Buddy bedeutet mir, dass ich mich endlich wieder der Gruppe anschließen soll.

Warten auf Großfische

In der Hoffnung, noch etwas „Großes“ zu sehen, tauchen wir weiter in südöstlicher Richtung in Richtung Riffkante. Als mein Tiefenmesser 33 Meter anzeigt, erreichen wir den Drop-Off – direkt hinter der Riffkante fällt das mehr auf 800 Meter Tiefe ab.

Graue Riffhaie – scheue Jäger – bleiben auf Sicherheitsabstand.

Das dunkle Blau, das uns von unterhalb unserer Position begegnet, lässt den Abgrund erahnen.

Auch hier herrscht reges Leben. Aufgrund der Tiefe sind die Farben weniger intensiv, dennoch bleibt die Landschaft unter Wasser unverändert schön. Eine aufkommende Strömung zwingt mich, im Strömungsschatten eines Korallenblocks Deckung zu suchen.

Mein Buddy, der nicht wie ich mit Kameraausrüstung behangen ist wie ein weihnachtlicher Tannenbaum, hangelt sich an der Riffkante entlang und hält gespannt die Nase in die Strömung.

Unsere Geduld wird nicht lange auf die Probe gestellt, da tauchen aus der Tiefe mehrere graue Riffhaie auf  und umkreisen uns neugierig in sicherer Distanz. Ich zähle 5 Tiere, später an Deck unseres Safaribootes sollen es dann 10 gewesen sein – mir ist es gleich.

Eins ist sicher, der Tauchgang wird in meine ganz persönlichen Annalen eingehen und ich werde sicher eines Tages nochmal hierher kommen, um mein Glück an diesem faszinierenden Tauchplatz ein weiteres Mal zu wagen.

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