Am 19. Februar 2025 ereignete sich an der Westküste Tasmaniens ein tragisches Ereignis: Mehr als 150 Kleine Schwertwale (Pseudorca crassidens) wurden an einem abgelegenen Strand nahe Arthur River angespült. Etwa 136 dieser Meeressäuger waren zu diesem Zeitpunkt noch am Leben. Rettungsteams, bestehend aus Meeresbiologen, Veterinären und Freiwilligen, arbeiteten unermüdlich daran, die Tiere zu stabilisieren und zurück ins Meer zu geleiten. Die genaue Ursache für dieses Massenstrandungsereignis bleibt bislang unklar.
Der Kleine Schwertwal, der zur Familie der Delfine gehört, ist bekannt für seine geselligen Gruppenstrukturen. Obwohl solche Massenstrandungen selten sind, können sie verheerende Auswirkungen auf die betroffenen Populationen haben. Historisch gesehen gab es ähnliche Vorfälle, wie beispielsweise 1946 in Mar del Plata, Argentinien, wo 835 Individuen dieser Art strandeten.
Mögliche Ursachen für Walstrandungen
Wal- und Delfinstrandungen sind komplexe Phänomene, die auf eine Vielzahl von natürlichen und anthropogenen Faktoren zurückgeführt werden können. Die Haupttheorien lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Desorientierung durch geophysikalische Faktoren:
Veränderungen im Erdmagnetfeld, verursacht durch Sonnenaktivität oder geomagnetische Anomalien, können das Navigationssystem von Walen beeinträchtigen und zu Desorientierung führen.
Krankheiten und Parasiten:
Infektionen, Parasitenbefall oder andere gesundheitliche Probleme können das Verhalten von Meeressäugern beeinflussen und dazu führen, dass sie in seichte Gewässer schwimmen und stranden.
Soziale Bindungen:
Viele Walarten leben in engen sozialen Strukturen. Wenn ein Mitglied einer Gruppe erkrankt oder desorientiert ist, kann die gesamte Gruppe diesem Tier folgen, was zu Massenstrandungen führt.
Unterwasserlärm:
Anthropogene Geräusche, wie sie von militärischen Sonarsystemen, seismischen Untersuchungen oder Schiffsmotoren erzeugt werden, können das empfindliche Gehör von Walen schädigen, ihre Kommunikation stören und Panikreaktionen auslösen, die in Strandungen münden.
Umweltverschmutzung:
Chemische Schadstoffe, insbesondere Schwermetalle und organische Schadstoffe, können das Immunsystem von Meeressäugern schwächen und ihr Verhalten negativ beeinflussen.
Nahrungsmangel und Klimawandel:
Veränderungen in der Verfügbarkeit von Beutetieren, bedingt durch Überfischung oder klimatische Veränderungen, können Wale in ungewohnte Gebiete treiben, wo sie einem höheren Risiko von Strandungen ausgesetzt sind.
Topografische Besonderheiten:
Bestimmte Küstenregionen mit flachen Gewässern oder sandigen Böden können akustische Signale reflektieren und Wale in die Irre führen, was das Risiko von Strandungen erhöht.
Anthropogene Einflüsse und ihre Auswirkungen
Der Mensch spielt eine bedeutende Rolle bei der Zunahme von Walstrandungen. Unterwasserlärm, verursacht durch Schiffsverkehr, militärische Übungen oder industrielle Aktivitäten, kann das Orientierungssystem von Walen stören. Insbesondere militärische Sonarsysteme wurden mit mehreren Massenstrandungen in Verbindung gebracht.
Zusätzlich stellt die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll, chemische Schadstoffe und Ölverschmutzungen eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit von Meeressäugern dar. Diese Schadstoffe können zu Krankheiten führen, die das Verhalten der Tiere beeinflussen und ihr Risiko für Strandungen erhöhen.
Rettungsmaßnahmen und Prävention
Bei Strandungen wie der in Tasmanien ist schnelles Handeln entscheidend. Rettungsteams versuchen, die Tiere zu stabilisieren, sie vor Austrocknung zu schützen und sie zurück ins Meer zu geleiten. Allerdings sind die Erfolgschancen oft begrenzt, insbesondere bei großen Gruppen oder wenn die Tiere bereits geschwächt sind.
Langfristig sind präventive Maßnahmen unerlässlich. Dazu gehören die Regulierung von Unterwasserlärm, der Schutz von Lebensräumen, die Reduzierung von Umweltverschmutzung und die Einrichtung von Überwachungsprogrammen, um gefährdete Populationen zu identifizieren und zu schützen. Nur durch ein umfassendes Verständnis der Ursachen und durch gezielte Schutzmaßnahmen kann die Häufigkeit von Walstrandungen reduziert werden.
Die jüngste Strandung in Tasmanien erinnert eindringlich daran, wie empfindlich das marine Ökosystem auf natürliche und vom Menschen verursachte Veränderungen reagiert. Es liegt in unserer Verantwortung, durch Forschung, Schutzmaßnahmen und nachhaltiges Handeln das Überleben dieser faszinierenden Meeressäuger zu sichern.