Indonesien - Ein Seeabenteuer

Indonesien - Ein Seeabenteuer

11 Nächte und 10 Tage ist die SY Adelaar für die Dauer unserer vielversprechenden Tauchsafari unsere nautische Behausung, während wir durch die Gewässer des indonesischen Archipels kreuzen.

An Bord des ehemaligen holländischen 2-mastigen Schoners werden wir  in den Unterwasserrevieren des Komodo-Nationalparks auf eine weltweit einmalige Artenvielfalt treffen, wie sie nur wenige Meere der Welt zu bieten haben.
Von Bali auslaufend, steuern wir auf Richtung Komodo zu. Auf dem Weg dahin machen wir an zahlreichen Tauchplätzen

Nacktschnecken sind häufig anzutreffen

halt, wo wir je nach Attraktivität zwischen 3 und 4 Tauchgängen pro Tag absolvieren.

Die meisten Tauchgänge bieten Makrolebewesen in Hülle und Fülle. Neben skurrilen Riffbewohnern wie den Mandarinleierfischen, die meistens als Pärchen auftreten, verschiedensten Varianten von Putzergarnelen, erwartet uns eine große Vielzahl an Meeresnacktschnecken.

Bei Satonda, wo wir 2 Tauchgänge durchführen, begegnen uns zahlreiche dieser Tiere, die in allen farblichen und morphologischen Ausprägungen anzutreffen sind.

 

Bunte Riffe, mächtig viel Fisch

Bei Fandung Rusa begeistert uns eine fantastische Steilwand, die mit bunten Korallen nur so übersäht ist. Während des Tauchgangs begleiten uns viele Fische, unter anderem eine kleine Gruppe junger Thunfische.

Und auch am „Crystal Rock“ bietet sich dasselbe Bild wie zuvor: Farbenprächtige und lebensreiche Rifformationen, wohin das Auge blickt. Unter uns sehen wir zahlreiche Weißspitzenriffhaie, die ihre Runden auf Beuteschau drehen und uns aus der Distanz beäugen. Auf einer großen Gorgonie zeigt uns unser Guide 2 Pygmäenseepferdchen, die sich mit bloßem Auge kaum erkennen lassen. Die Tiere sind nur knapp 1,5 cm groß und haben sich im Laufe der Jahrmillionen in ihrer Morphologie und

Krötenfisch: Im Indopazifik häufig anzutreffen, sofern man sie entdecken kann.
Meister der Tarnung

Körperfarbe perfekt an ihren Wirt angepasst.

Man muss schon ganz genau hinsehen, um die winzigen Lebewesen von der Fächerkoralle, auf der sie zum Schutz vor Räubern regungslos verharren, unterscheiden zu können.

Im Austauchbereich begegnet uns am Ende des Tauchgangs ein großer Napoleon, der schnell das Weite sucht. Kurz vor dem Sicherheitsstopp entdecke ich in letzter Sekunden einen Krötenfisch auf 7 Meter Tiefe.

Der gräulich marmorierte Anglerfisch wartet seelenruhig auf einen Beutefisch, der dem perfekt getarnten Tier unvorsichtig vor das Maul schwimmt.

Über den Ritt auf dem Rücken des Stieres, „El Toro“ – ein unglaublicher Achterbahn-Tauchgang, bei dem wir von einer mörderischen Strömung durch die Aushöhlung auf dem Riffdach geblasen werden,  gelangen wir über die Tauchplätze Cannibal Rock, Torpedo Sand und Batu Luar zum Zenit und gleichzeitigen Höhepunkt unserer Reise.

Angekommen an der Manta Alley

Es herrscht einiges an Strömung und wir mühen uns Atemluft zehrende 20 Minuten gegen die Kraft des Meeres an. Hin und wieder nutzen wir die Hände, um uns dicht über den Korallen schwebend an Felsvorsprüngen festzuhalten oder abzustoßen. Ich merke, wie es mir die Luft aus der Flasche saugt und hoffe dabei, dass es die Anstrengung wert ist.

Zwar entdecken wir gerade keinen Manta, aber eine große Meeresschildkröte zieht scheinbar unbeschwert an uns vorbei, während wir immer noch strampeln wie die Irren.

Die Gruppe ist ein wenig auseinandergedriftet und nun tänzelt zwischen den Buddyteams ein immenser Schwarm Füsiliere. Vor mir sehe ich einen großen Korallenblock, den ich zielstrebig ansteuere, um dort ein wenig Schutz gegen die erbarmungslose Strömung zu beziehen.

Als ich schon fast an dem Block dran bin, entdecke ich etwas großes Dunkles unter mir – fast hätte ich den großen Schwarzpunktrochen, der da knapp anderthalb Meter unter mir regungslos auf dem Untergrund liegt, gänzlich übersehen. Bei der Aufregung ist die Strömung fast vergessen, und nur an der Tatsache, dass ich mich immer wieder von dem großen Tier entferne, erkenne ich, dass ich Acht geben muss, nicht abgetrieben zu werden.

Kein Glück diesmal?

Die Tauchgruppe zieht weiter und trotz der Abgeschiedenheit während der gesamten bisherigen Tauchkreuzfahrt begegnen wir einer anderen Gruppe Taucher unter Wasser. Sie signalisieren, dass sie – soweit wir ihre stummen Zeichen deuten können – gerade von der Manta Alley zurück sind und eine Menge Mantas an der dortigen Putzerstation gesehen haben.

Beschwingt von den guten Aussichten, verabschieden wir uns kurz und schmerzlos und nach weiteren wenigen Minuten erreichen wir endlich den viel gepriesenen Spot, der uns Mantasichtungen verheißt.
Die Verheißung soll nicht erfüllt werden.

In den Gewässern Indonesiens keine Seltenheit.
Indopazifischer Zwergfeuerfisch

Vergeblich kreuzen wir ganze 20 Minuten an dem Spot hin  und her, in der Hoffnung, eines der Tiere zu sichten.

Während die Minuten vergehen, macht sich leise Enttäuschung breit und aus lauter Frustration haben wir nicht mal ein Auge für die Schönheit des Tauchplatzes.

Eine fantastische Unterwasserwelt

Trotz der planktonbedingten grünen Eintrübung des Wassers, erstreckt sich ein prächtig bewachsenes, gänzlich unbeschädigtes Riff vor uns. Das flache Terrain wird hie und da von schön gewachsenen Korallenblöcken unterbrochen.

Während die Teufelsrochen mit Abwesenheit glänzen, bietet die im Riff angesiedelte Fischwelt ein Schaulaufen der Arten: Ein großer Schwarm Makrelen wird begleitet von zahlreichen jungen Barrakudas. Dahinter taucht eine dunkle Wolke auf, die sich bei näherer Betrachtung als Schwarm schwarzer Doktorfische entpuppt – von den unzähligen standorttreuen kleinen Fahnenbarschen abgesehen, die im Wasser an den Rändern ihrer „Heimat-Korallen“ flimmernd-bunte Farbakzente setzen.

Ein genaueres Hinsehen lohnt sich: An vielen Stellen entdeckt man die Specials des indopazifischen Meeres. Zahlreiche bunte Schnecken und andere bunte Meeresbewohner stellen die Alternativen des Tauchgangs dar.

Grundkurs Räuber-Beuteverhalten

Was schon in den frühen Lehrplänen der Schule steht, zeigt sich auch hier im indopazifischen Ozean nur allzu deutlich.

Weißspitzenriffhaie liegen ruhend auf dem Meeresgrund.
Geschärfte Sinne für die Jagd

Wo derart viel Beute zur Verfügung steht, da können die Jäger auch nicht weit sein. In der Distanz sind 3 graue Riffhaie zu entdecken. Sie halten sicheren Abstand zu unserer Gruppe, ziehen sich aber in Anbetracht des großen Nahrungsangebotes nicht komplett zurück.

Einige Weißspitzenriffhaie patrouillieren in unmittelbarer Nähe der Tauchgruppe auf der Suche nach unvorsichtigen Rifffischen oder anderen Beutetieren wie Krabben oder Kopffüsslern, die der Hai mit seinen hervorragend ausgeprägten Sinnesorganen aufspürt. Dem Hai stehen nicht nur sehr gute optische und olfaktorische Sinne zur Verfügung. Neben dem Seitenlinienorgan, mit dem der Hai die geringsten Druckveränderungen und Bewegungen unter Wasser aufspüren kann, verfügt er über die im Mund-Nasen-Bereich versteckten lorenzinischen Ampullen: Über diese nimmt das Tier elektrische Impulse seiner Feinde und Beute wahr, die bei jeder Muskelkontraktion vom Nervensystem in die Umwelt in kaum messbaren Mengen abgegeben werden.

Die Rückkehr

Wie bereits angedeutet – Manta Alley ist sicherlich nicht nur der Höhepunkt der Reise sondern tatsächlich auch die Mitte des Törns in den indonesischen Gewässern. Genau hier, besser gesagt, bei Komodo Island haben wir die Hälfte des Safari-Ausfluges hinter uns gebracht. Hinter uns liegen spannende Tage mit nicht minder spannenden Taucherlebnissen.

Unser letzter Abend in Indonesien,
Der letzte Abend auf der Adelaar.

Es ist notwendig zu erwähnen, dass uns unsere Fahrt auf dem Rückweg wieder an den bisher angesteuerten Tauchspots vorbeiführte. Das war aber nicht gleichzusetzen mit Langeweile und Monotonie: Alle an Bord freuten sich, die Tauchplätze noch ein weiteres Mal betauchen zu können, denn schließlich – so waren sich alle einig – war noch so viel zu entdecken an jedem einzelnen Platz.

Für mich persönlich war es wider Erwarten fast schon spannender, Meerestiere im Makrobereich zu entdecken und zu sehen, als den wirklich „großen Wurf zu landen“ mit entsprechend viel Großfisch.

Zwar waren auch die Sichtungen von Hai & Co. zahlreich. Jedoch haben die vielen kleinen bemerkenswerten Meereslebenwesen, die in Tauchkreisen auch „Critter“ genannt werden, einen für ihre oftmals geringe Körpergröße großen Eindruck hinterlassen.

Bei den Safariteilnehmern kam geradezu Jagdfieber auf, bei dem es nur noch zählte, wer die besten Augen unter Wasser hatte und wer die meisten Sichtungen zu vermelden hat.

Fazit

Die Tauchsafari in Indonesien mit der SY Adelaar war mit die spannendste Tauchtour, die ich erlebt habe. Die angefahrenen Tauchplätze, die fantastischen Landschaften, die wir sehen durften und vor denen wir nachts und tagsüber geankert haben, haben sich unvergesslich in die Köpfe der Safariteilnehmer eingebrannt.

Die Eindringlichkeit des Erlebten, die Intensität der Farben unter und über Wasser und die enorme Vielfalt, die uns unsere Tauchguides zeigen konnten, das alles fügt sich zu einem äußerst runden Gesamtbild zusammen und ich komme nicht umhin, jedem dieses Taucherlebnis empfehlen zu müssen.

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