Der Handel mit Haiflossen ist ein florierendes Geschäft mit verheerenden Folgen für die weltweiten Haibestände und die Meeresökosysteme. Besonders die EU steht hierbei im Fokus, sowohl als bedeutender Akteur im Handel als auch als Regulierer. Trotz bestehender Verbote gegen „Shark Finning“ gibt es gravierende Lücken im System, die durch ein generelles Verbot des Haiflossenhandels problemlos geschlossen werden könnten. Aber das wirtschaftliche Interesse am Haiflossengeschäft ist groß und die Lobby der Befürworter in der EU stark.
Wirtschaftliche Bedeutung des Haiflossenhandels
Der weltweite Handel mit Haiprodukten, insbesondere Haiflossen, wird größtenteils von der hohen Nachfrage in asiatischen Ländern wie China und Hongkong angetrieben, wo Haifischflossensuppe als Statussymbol gilt. In Europa, speziell in Spanien, spielt der Handel ebenfalls eine zentrale Rolle: Spanien zählt zu den größten Exporteuren von Haiprodukten. Laut WWF handelt Spanien jährlich etwa 100.000 Tonnen Haifleisch und -flossen. Doch die Zahlen der EU und verschiedener Umweltschutzorganisationen zeigen oft erhebliche Abweichungen. Während die EU zwischen 2019 und 2021 durchschnittlich 82.797 Tonnen Hai- und Rochenfänge meldet, geht der WWF von einer höheren Dunkelziffer aus, insbesondere durch unzureichend dokumentierten Beifang. Der Wert des globalen Haiflossenhandels wird auf etwa 1,5 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Umweltrisiken und die Praktik des „Shark Finning“
Das „Shark Finning“ ist eine der grausamsten Praktiken in der Fischerei. Hierbei werden den Haien auf hoher See die Flossen abgeschnitten, und die verstümmelten Tiere werden lebendig ins Meer zurückgeworfen, wo sie qualvoll verenden. Trotz des EU-weiten Verbots dieser Praxis seit 2013 bleibt der Handel mit Haiflossen legal, was die Kontrolle erschwert. Schätzungen zufolge sterben jährlich etwa 100 Millionen Haie weltweit – eine Zahl, die von Organisationen wie Greenpeace und der Deutschen Stiftung Meeresschutz als alarmierend bezeichnet wird.
Etwa 36 % der Hai- und Rochenarten sind inzwischen vom Aussterben bedroht, was gravierende Folgen für die marine Artenvielfalt hat). Haie spielen eine Schlüsselrolle im Ökosystem als Spitzenprädatoren. Ihr Verschwinden führt zu einer Kettenreaktion, die das Gleichgewicht des gesamten Nahrungsnetzes stört. Wissenschaftler sprechen hier von einem „ökologischen Kollaps“, wenn Haie in bestimmten Regionen überfischt werden.
Vergleichende Statistiken und Unterschiede in der Erfassung
Die EU gibt an, jährlich etwa 82.797 Tonnen Haie zu fangen, während Umweltschutzorganisationen wie der WWF und BUND darauf hinweisen, dass die tatsächlichen Zahlen aufgrund unzureichender Überwachung und Berichterstattung möglicherweise deutlich höher liegen. Insbesondere Beifang – also der Fang von Haien, der nicht gezielt erfolgt, aber dennoch hohe Zahlen umfasst – wird oft nicht vollständig erfasst. Die STOP FINNING EU-Kampagne betont, dass Millionen Haie jährlich als ungewollter Beifang getötet werden.
Ein drastisches Beispiel für die Ineffizienz der Kontrollen ist der Vorfall im Jahr 2024, bei dem im portugiesischen Hafen von Leixões 53 Tonnen illegal gefischtes Blauhaifleisch und Flossen beschlagnahmt wurden. Dies zeigt, wie groß das Ausmaß des illegalen Handels weiterhin ist.
Die Reaktion der EU: Maßnahmen und Lücken
Trotz zahlreicher Bemühungen, die Fischerei und den Handel mit Haien zu regulieren, bleiben die Maßnahmen der EU oft unzureichend. Zwar wurde das „Fins Naturally Attached“-Prinzip eingeführt, doch der Handel mit losen Haiflossen ist weiterhin legal. Der Erfolg der Europäischen Bürgerinitiative „Stop Finning – Stop the Trade“, die über 1,1 Millionen Unterschriften sammelte, zeigt das wachsende Bewusstsein der Bevölkerung. Dennoch hat die EU-Kommission bisher keine konkreten Schritte unternommen, um den Handel vollständig zu verbieten.
Ein weiteres Problem ist die fehlende Rückverfolgbarkeit von Haiprodukten. Technologien wie das DNA-Barcoding, das zur genauen Identifizierung der Haiarten verwendet wird, kommen aufgrund der hohen Kosten und des Aufwands nur sporadisch zum Einsatz. Dies ermöglicht es, illegale Haiprodukte, die von gefährdeten Arten stammen, in den Handel einzuschleusen.
Dringender Handlungsbedarf: Die Forderung nach strengeren Maßnahmen
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Trotz der bisherigen Bemühungen sind die Haibestände weiterhin stark gefährdet, und der Handel mit Haiflossen floriert ungebrochen. Die EU hat zwar Maßnahmen ergriffen, um den Fang und Handel zu regulieren, doch der Einfluss der Fischereilobby und die wirtschaftlichen Interessen verzögern wirksame Maßnahmen. Viele Umweltschutzorganisationen fordern daher ein umfassendes Verbot des Handels mit Haiflossen sowie strengere Kontrollen entlang der gesamten Lieferkette.
Der WWF warnt davor, dass bei einem Fortsetzen des derzeitigen Handelns der „ökologische Kollaps“ in bestimmten Meeresregionen unausweichlich sei. Laut Greenpeace sind zusätzliche Schutzmaßnahmen unerlässlich, um das Überleben der Haie und die Gesundheit der Ozeane langfristig zu sichern.
Fazit und Appell
Der Haiflossenhandel stellt weiterhin eine massive Bedrohung für die Haipopulationen und die marine Biodiversität dar und es ist trotz aller Initiativen ernüchternd, wie wenig Maßnahmen und Beschlüsse greifen. Die wirtschaftlichen Interessen einzelner Akteure, insbesondere in der EU, dürfen nicht länger über den Erhalt der Artenvielfalt und des ökologischen Gleichgewichts gestellt werden. Ein vollständiges Handelsverbot von Haiflossen ist unumgänglich, um die bedrohten Arten zu schützen und das Gleichgewicht der Meere zu bewahren.
Appell: Die EU muss entschlossen handeln und ein umfassendes Verbot des Haiflossenhandels umsetzen. Lippenbekenntnisse reichen nicht aus, um das Aussterben dieser einzigartigen Tiere zu verhindern. Strengere Kontrollen und Rückverfolgbarkeit entlang der gesamten Lieferkette sind notwendig, um den illegalen Handel zu stoppen und das Überleben der Haie für kommende Generationen zu sichern.