Die Azoren - Pico

Die Azoren - Pico

Die insgesamt 9 zu Portugal gehörenden Inseln der Azoren sind größtenteils durch vulkanische Aktivität entstanden. Nicht nur die Landschaft ist wunderschön, auch das Tauchen auf Pico ist weltklasse – und auch in Taucherkreisen entwickelt sich der Geheimtipp zu einer heißbegehrten Tauchdestination.

Lediglich Santa Maria stellt eine klassische Sedimentinsel dar. Die teilweise schroff wirkenden vulkanischen Inseln präsentieren sich in einem außerordentlich milden Klima.  Oft weht eine angenehm kühle Brise von Meer herüber, was auch in warmen Sommermonaten zu einem angenehmen Klima beiträgt. Insbesondere dann ist beim Sonnenbad jedoch Vorsicht geboten, denn schnell unterschätzt man die starke Intensität der Sonne am Meer und man hat sich gründlich die Haut verbrannt.

Es kommt relativ häufig zu Niederschlägen. In den Wintermonaten fallen die Temperaturen selten unter die 10°C-Marke, was an vielen Stellen der Habichtinseln, wie die Inseln im Volksmund lauten, zu einer üppigen und satten Vegetation führt. Trotz des schroffen Vulkansteinuntergrundes sind die meisten Inseln daher reich an Pflanzenwuchs und Blumen – da die Böden sehr mineralisch sind (die Azoren sind daher auch bekannt für ihre guten Weine). Typisch für die Vegetation ist die Garten-Hortensie, die das Bild der Inseln prägt.

Die Fauna an Land ist relativ dünn bestellt, die meisten Tierarten, die wir heutzutage kennen, wurden viel später erst durch die Menschen dort angesiedelt. Dafür strotzt das Meer rund um die Azoren nur so vor Leben; Gespeist durch den nährstoffreichen Golfstrom, entfaltet das Meer eine enorme Artenvielfalt, die mit zu den größten der Erde zählt.  Um die Küsten der Inseln sind bis zu 40 verschieden Meeressäuger gesichtet worden: Hierzu zählen zahlreiche Delfinarten wie beispielsweise der gemeine Delfine als auch Giganten der Meere wie beispielsweise der größte Zahnwahl – der Pottwal. Ebenso ist die Gattung der Bartenwale artenreich vertreten.

Aber auch andere Arten sind mit etwas Glück in großer Zahl anzutreffen: Man kann beim Tauchen Mondfische stoßen. Und auch Mobulas (die kleineren Verwandten der Mantas) kann man am berühmten Tauchplatz Princess Alice begegnen. An vielen Plätzen auf den Azoren trifft man zur richtigen Saison auch auf Haie. Entdecken kann man verschiedene Haiarten: Häufig sieht man den Blauhai auf Faial und ab und an trifft man auch auf den schnellen Makohai.

Und wem das Glück der Haisichtung unter Wasser verwehrt bleibt, der kann sich auch an den großen Fischschwärmen erfreuen: Stattliche Makrelenschwärme sorgen für Gänsehautschauer unter der Neoprenhaut.

Meine Reise auf die Azoren führte mich auf die wunderschöne Insel Pico, deren natürliche Hauptattraktion der gleichnamige Berg ist. Der Pico ist nicht nur der höchste Berg Portugals sondern auch gleichzeitig ein mächtiger Vulkan, dessen thermische Aktivitäten man an verschiedenen Stellen im wahrsten Sinne des Wortes spüren kann. Der Vulkan Pico strahlt zahlreichen Stellen noch die Hitze aus dem Erdinneren ab und man kann beim Auflegen der Hand die Hitze wahrnehmen. Schon vom Landeanflug auf Fayal aus ist das Wahrzeichen der Azoreninsel weithin sichtbar. Oft ist der Gipfel des Vulkans von Wolken verhüllt und gibt sich geheimnisvoll und so bleibt auch mir beim Anflug auf den Flughafen der Blick auf die Spitze des Pico verwehrt.

Nach der Landung geht es ab Horta (Faials Flughafen) per Taxi durch enge und verwinkelte Straßen zum Hafen. Die kleinen

Der Hafen von Faial. Von hier aus geht es mit der Fähre weiter.

pittoresken Häuser wirken, als wäre die Zeit Anfang des letzten Jahrhunderts stehen geblieben. Der Hafen selbst läutet wieder die Neuzeit ein.

Aber auch hier durchbrechen architektonische und kulturelle Anachronismen das etwas modernere Erscheinungsbild der Hafenanlage. Im Hintergrund erstrecken sich traditionelle Häuser entlang der Hafenlandschaft, an der geschützten Innenseite der Hafenmole haben allerlei Schiffe festgemacht – vorwiegend kleinere Segelboote und Yachten, die den Ruf der Azoren als hervorragendes Seglerziel unter Beweis stellen. Während ich auf die Fähre warte, die mich nach Pico übersetzen soll, betrachte ich aus der Ferne das imposante Wahrzeichen der Nachbarinsel. In der späten Mittagssonne leuchtet der Vulkan in goldenen Tönen, was ihn noch beeindruckender aus der Szenerie hervorhebt.

Als ich nach links blicke, entdecke ich ein traditionelles Ruderboot, mit dem noch im ausgehenden 20. Jahrhundert die Walfänger auf Jagd gefahren sind – Portugal war noch mit eines der letzten Länder, dem noch die traditionelle Jagd mit der Handharpune gestattet war. Auf diesen kleinen Booten rückte man bewaffnet mit Harpunen und todbringenden Lanzen den riesigen Pottwalen zu Leibe – ein extrem blutiges Spektakel, das aber traditionell tief bei den Einwohnern der Azoren verwurzelt war; noch heute zelebrieren die Azoreaner in Folklorefesten die lange Geschichte des Walfangs der Inseln.

Nachdem der Walfang endgültig verboten war, mussten Alternativen für die davon abhängigen Berufsstände geschaffen werden.  Mit Kreativität und der gehörigen Portion an Bauernschläue hat man aus der Not eine Tugend gemacht: Ehemalige Waljäger unterstützen von Land aus und zu Wasser die touristischen wie auch die wissenschaftlichen  Walbeobachtungsexpeditionen.

Das angeeignete Wissen über die Cetacea – wie die Wale in der Fachsprache genannt werden – dient heutzutage unblutigen Zwecken und somit kann sicher zumindest ein Teil der durch das Walfangverbot weggefallenen Einnahmequellen wieder aufgefangen werden.

Das Walfangboot selbst ist mit 7 Mann besetzt: 6 Ruderer, die jeweils ein Ruder bedienen und ein Schlagmann, der den

Junge Frauen frönen dem Rudersport im Hafen von Horta, Faial.

Takt angibt. Im vorliegenden Falle ist es ein wenig anders: 6 Ruderinnen und einen Schlagfrau, wie ich nun erkennen kann. Das Rudern ist offensichtlich auch bei den Damen der Inseln äußerst populär.

Kurze Zeit, nachdem die Damen ihr Boot vertäut haben, legt meine Fähre an und mit einem letzten Blick auf den Pico von der Landseite aus betrete ich das Boot, das mich in weniger als eine Stunde nach Pico übersetzen soll.  Auf Pico angelandet, wirkt der Vulkan noch beeindruckender. Während ich ehrfürchtig das Naturwunder bestaune, begrüßt mich Enrico Villa von der örtlichen Tauchbasis CW Azores in Madalena und heißt mich herzlich willkommen.

Nachdem rasch das Gepäck verladen ist, geht es in das gebuchte Hotel: Das Baia da Barca – ein exponiert gelegenes, schönes Hotel mit großzügigen, komfortabel eingerichteten Zimmern und fantastischem Ausblick. Als ich meine Sachen ausgepackt habe, mache ich noch eine kurze Erkundungstour über das Hotelgelände und freue mich schon auf den ersten Tauchgang in den Gewässern der Azoren. Das Baia da Barca liegt direkt an der schroffen Küste. Man hat hier einen wunderschönen Blick auf die Nachbarinsel Faial.

Das Tauchen selbst

Wer großartige Unterwasserlandschaften mit bunten Korallen erwartet, hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht und wird sicher enttäuscht die Heimreise antreten.  Die Vulkaneruptionen, die das Festland geschaffen haben, haben auch das Bild

Unter Wasser: Viel schroffe Felsenlandschaften, aber auch viel Fisch.

unter Wasser geprägt. Die submarine Landschaft ist schroff und felsig, man findet wenig bis gar keinen Korallenbewuchs auf den Felsen – aber auch die karge Rauheit hat ihren Reiz und die durch die erkaltete Lava gestalteten Felsformationen sind alles andere als eintönig. Zudem gibt es eine Menge anderer submariner Attraktionen, die für die puristische Unterwasserlandschaft entschädigen. Bei zahlreichen Tauchgängen begegnen wir Barrakudaschwärmen. Auf einem anderen Streifzug unter Wasser stoßen wir auf eine große Zahl riesiger Stachelrochen. Die großen Tiere liegen völlig entspannt und reglos auf dem sandigen Boden, während wir zappelnd gegen die starke Strömung ankämpfen.

Obwohl das Meer rund um die Azoren sicher noch zu den weniger warmen Gewässern gehört, ist die Farbgebung der Fische oftmals farbenfroh. So entdecke ich zahlreiche Papageienfische in buntem „Gefieder“ und auch zahlreiche tropisch anmutende Muränen.
Ein weiteres Highlight der Tauchgänge sind die großen Makrelenschwärme, die uns fast bei allen Tauchgängen begegnen. Delfine bekommen wir beim Tauchen leider nur zu hören. Sie halten sich während unseres Aufenthaltes stets außerhalb unserer Sichtweite. Im späteren Verlauf der Reise werden wir aber beim Schnorcheln noch auf Tuchfühlung mit großen Tümmlern gehen. Auch sehen wir bei unseren Tauchgängen keine Haie – die Tiere halten anscheinend sehr großen Abstand oder sie sind einfach wo anders unterwegs – dieses Mal zumindest.

Der 11. Tauchgang beschert unserer Tauchgesellschaft ein unerwartetes Glücksmoment: Das erste Mal in meinem Leben sehe ich einen Mola Mola beim Tauchen – einen Mondfisch. Das Tier ist noch nicht ausgewachsen und daher kaum einen Meter groß. Trotzdem freue ich mich, das erste Mal ein derart skurriles und selten anzutreffendes Meerestier sichten zu können. Die Einstellung scheint der Fisch nicht mit mir teilen zu wollen, denn als er uns entdeckt taucht er in sichere Tiefen ab, und mir bleibt nicht mal Zeit, eine Aufnahme zu machen.

Das Tauchen auf den Azoren ist definitiv etwas Besonderes. Die Sichtverhältnisse sind eher wechselhaft, manchmal brillant, manchmal aber auch denen eines heimischen Tümpels nicht unähnlich.  Wenn man Pech hat und unter Wasser keine Fische zu Gesicht bekommt, wird man auch nicht von schönen Riffformationen und knalligen Farben besänftigt: Diese sind schlichtweg einfach nicht vorhanden. So kann ein Tauchgang auch schon mal mehr Frust als Lust bedeuten, was aber kein Dauerzustand ist, denn die Wahrscheinlichkeit innerhalb des nächsten Tauchganges wieder etwas richtig Spannendes zu entdecken, ist recht hoch.

Zudem habe ich es zu Gunsten der Whale-Watching-Tour und Delfintour versäumt, bei den Princess Alice Banks „vorstellig“ zu werden. Bei diesem erstklassigen Tauchspot stehen die Chancen auf Mobula-/Mantasichtungen immens gut, sodass die Anbieter von Tauchausfahrten fast schon mit Garantien winken. Jedoch ist die von Madalena/Pico ausgehende Tagesfahrt so weit entfernt, dass auch die Preise gepfeffert sind. Das Gleiche gilt für die Tauchgänge mit Blauhaien: Die Ausfahrt dauert auch hier je nach Wetterlage zwischen zwei und drei Stunden. Dann werden die Haie mit Fischblut und Köderboxen angelockt, was auch weitere Geduld dem Taucher abfordert.

Ich persönlich würde das Tauchen auf den Azoren definitiv empfehlen und eins ist sicher: Nämlich, dass es mich ein weiteres Mal zum Tauchabstecher auf die Azoren verschlagen wird. Die Tauchbasis Tauchbasis CW Azores direkt am Hafen der Hauptstadt der Vulkaninsel Pico – Madalena – war dabei stets meine erste Wahl. Ich fühlte mich generell gut betreut und auf Sonderwünsche wurde generell gut eingegangen. Die Briefings waren ausführlich und das Equipment gut in Schuss und die Crew selbst nett und zuvorkommend.

Alternativen zum Tauchen

Eine Inselumrundung per Auto oder Fahrrad empfiehlt sich, um das Eiland besser erkunden zu können. Zahlreiche Wanderwege durchschneiden die Landschaft, sodass auch eine Erschließung per pedes gut möglich ist. Schließlich sind die Azoreninseln auch berühmt für ihre schönen Wanderwege. Und zu Fuß hat man auch genügend Zeit und Muße, das satte Grün und die schroffe Lavalandschaft, die die kontrastreiche Landschaft prägen, in aller Ruhe auf sich wirken zu lassen.

Wer sich Zeit lässt, wird viele Eigenheiten der Landschaft und der Natur bemerken. So gibt es beispielsweise viel Spannendes in punkto Landschaftsgestaltung und Feldanbau zu entdecken:
Der Natur wird hier mittels spezieller, aus grobem Vulkanstein gebauten, Einfriedungen, die gegen Wind- und Wassererosion schützen sollen, alles abgerungen. Und das mit bisweilen großem Erfolg.

Man möchte es kaum glauben, aber es wird auf den Inseln viel Vieh- und Milchwirtschaft betrieben. Es gibt zahlreiche Käsesorten, die als internationale Spezialität gehandelt werden. Und auch die Fleischprodukte genießen einen guten Ruf bis hin zum Festland. Wie ich in guten Restaurants feststellen durfte, produziert man auf den Inseln einen hervorragenden Weißwein, der aufgrund der mineralischen Bodenbeschaffenheit und der sonnenexponierten Lage mit einen guten Riesling problemlos konkurrieren kann.

Auf der Spitze des Pico: Wetter bescheiden – der Aufstieg trotzdem gelungen.

Auf Schusters Rappen geht es dann auch hinauf zum Gipfel des Pico, wo man die Aktivitäten des Erdinneren und die abgesonderte Hitze am besten wahrnehmen und erleben kann. Der Aufstieg ist nicht ganz so trivial wie vielleicht vermutet. Zwar führt er von der hoch gelegenen Bergstation auf Trampelpfaden his zur Spitze. Jedoch ist der Weg steil und unwegig und ohne einen Führer ist man in der oft nebligen Landschaft schnell verloren. Auch der anstrengende Aufstieg selbst, kann dem ungeübtem Wanderer schon einiges abverlangen. Festes Schuhwerk ist daher zwingend erforderlich, denn auf den steinigen und felsigen Pfaden kann man sich mit ungeeigneten Schuhen schnell verletzen.

Weitere Top-Unternehmungen sind selbstverständlich die zahlreichen Whale-Watching Touren, die bei zahlreichen Anbietern gebucht werden können. Die Tour über die Tauchbasis CW Azores fand ich sehr gut organisiert und zudem ökologisch unbedenklich, da die Boote den Walherden nie zu dicht auf die Pelle gerückt sind – Das mag dem ein oder anderen sicher nicht richtig erscheinen, aber im Sinne eines nachhaltigen Schutzes der Meeressäuger sollte man besser auf Distanz bleiben.

Und auch das ausführliche, fast schon wissenschaftliche, Briefing, das uns der Tourleiter vorab hielt, war überaus nützlich und aufschlussreich. Ein anderer sehr namhafter Anbieter, der sich dem Thema Whale-Watching, Delfintouren und Tauchen verschrieben hat, ist Espaço Talassa, der bereits seit dem Jahr 1989 tätig sind.

Des Weiteren gibt es die obligatorischen Delfintouren, bei denen man auf Tuchfühlung mit den Meeressäugern gehen darf – ein unbeschreibliches Erlebnis, das man beim Besuch der Azoren auf keinen Fall verpassen sollte: Er einmal mit Delfinen geschnorchelt ist, bringt eine unvergessliches Erlebnis mit nach hause!

Fazit

Die Azoren sind eine Topdestination. Tauchen auf den Azoren ist für Taucher aufgrund der großen Artenvielfalt ein absolutes Muss. Die Faszination der Insel erschließt sich aber nicht nur beim Taucher. Über Wasser ist das Inselparadies im Atlantik mindestens genauso beeindruckend wie im Reich Neptuns. Es gibt unzählige Erkundungsmöglichkeiten und wunderschöne Wanderwege, die insbesondere im Frühjahr mit frisch erblühten Blumenfeldern ein tolles Bild für das Auge abgeben. Faszinierend sind die unterschiedlichen Vegetationsformen, die von Meeresniveau bis zu den Gipfeln des Vulkans Pico faszinierend changieren.

Die Natur zulande lässt sich optimal zu Fuß erkunden. Die fantastische Meereswelt vom Boot aus oder bei aufregenden Tauchgängen in den Gewässer rund um Pico.

Mildes Klima, angenehme Gastgeber und eine wunderschöne Insel so wie jede Menge interessanter Freizeitmöglichkeiten machen Pico zu einem interessanten wie erholsamen Reiseziel.

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